Interview mit Sven B.*, ehemaliger Klient einer Suchtberatungsstelle

„Man muss den Schritt gehen …“

Sven B. (Name geändert) fing als Jugendlicher an zu kiffen und am Wochenende regelmäßig Alkohol zu trinken. Mit dem Beginn seiner Ausbildung reduzierte er den Cannabiskonsum, nahm dafür jedoch häufig größere Mengen Alkohol zu sich. Mit Mitte 20 begann er, täglich Bier, Wein und Spirituosen zu konsumieren – anfangs nur abends, dann auch morgens auf dem Weg zur Arbeit. Den Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle unweit seines Wohnortes suchte er mit Anfang 30. Zu diesem Zeitpunkt trank Sven B. regelmäßig mindestens eine Flasche Wodka pro Tag.

Herr B., was hat Sie dazu veranlasst, sich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden?

Ich hatte seit Jahren ein Alkoholproblem. Dass ich Hilfe brauchte, wusste ich schon lange. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Zuletzt habe ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an der Tankstelle angehalten, um Alkohol zu kaufen und zu trinken. Das wahre Ausmaß meines Problems habe ich trotzdem immer noch ignoriert. Erst als meine schwangere Lebensgefährtin zu mir sagte: „Entweder du suchst dir Hilfe oder es ist vorbei mit uns“, war ich bereit etwas zu ändern.

Wie kam der Kontakt zur Suchtberatungsstelle zustande?

Ich habe mich im Internet informiert, wo in meiner Nähe es eine Suchtberatungsstelle gibt. Vorher hatte ich mich schon mal bei meinem Hausarzt erkundigt. Daher wusste ich, dass ich nach einer Suchtberatungsstelle suchen musste.  

Welche Erfahrungen haben Sie im Laufe der Beratung gemacht?

Beim ersten Einzeltreffen mit der Suchtberaterin hatte ich 1,2 Promille und habe gesagt, ich bräuchte nur ein bisschen Beratung. Das war übrigens der letzte Tag, an dem ich Alkohol getrunken habe. Anfangs fiel es mir schwer, mich zu öffnen. Das ganze Ausmaß meiner Probleme konnte ich erst mit der Zeit realisieren. Mir ist beispielsweise klar geworden, wie viel Glück ich hatte, dass ich betrunken keinen Autounfall gebaut habe.

Welche Erwartungen und Ziele haben Sie mit der Suchtberatung verbunden?

Ich bin mit dem Gedanken dorthin gegangen, trocken zu werden. Alles andere hat sich nach und nach entwickelt. Vorher hatte ich mich nie damit auseinandergesetzt, wo die Ursachen meiner Alkoholprobleme liegen. Wenn man sich täglich benebelt, kriegt man das nicht mit. Man muss den Schritt gehen, sich Unterstützung suchen und durchhalten. Es ist wichtig, sich auf die Therapie einzulassen, sonst hat es keinen Sinn.

Was erwies sich im Beratungsprozess als hilfreich?

Bei den Gruppentreffen in der Suchtberatungsstelle habe ich mich von Anfang an sehr wohlgefühlt. Es war hilfreich mit Leuten im Kreis zu sitzen, die die gleichen Erfahrungen gemacht hatten wie ich. Bei den Einzeltreffen haben wir zwischendurch auch über ganz alltägliche Sachen gesprochen, das hat das Eis gebrochen. Die Suchtberater haben sich sehr viel Mühe mit mir gegeben. Das war sicher nicht immer einfach. Heute geht es mir so gut wie nie zuvor in meinem Leben.

*Name geändert

Suchtberatungsstellen und andere Einrichtungen der Suchthilfe finden Betroffene und ihre Angehörigen im DHS Suchthilfeverzeichnis unter www.suchthilfeverzeichnis.de